Jürgen Reißig
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Stell Dir vor:
Stell Dir vor, jeder, absolut jeder Wunsch, würde Dir sofort erfüllt...
In einer Umgebung, die Menschen so fremd ist, dass man sie nur beschreiben kann, wenn man sie in menschliche Maßstäbe übersetzt, gab es einmal eine Gruppe von Kindern. Die spielten, tollten herum und fühlten sich insgesamt sehr wohl. Nur Adam nicht. Er wollte immer etwas anderes als die anderen, beklagte sich ständig und war dauernd unzufrieden.
Nach der sicher tausendsten Krisensitzung beschlossen seine Eltern, schließlich waren sie Götter, Adam ein Wunschfass zu schenken. Adam spielte fortan nicht mehr mit den anderen Kindern. Er konnte nun alles Wirklichkeit werden lassen, was er sich wünschte. Ein besonderes Essen? Sofort war es da. Sicher hat das Märchen vom "Tischlein deck dich" hier seine Wurzeln. Nach dem Essen konnte Adam das schmutzige Geschirr wieder in das Fass werfen, es war nie ein Abwasch erforderlich. Kleidung? Ein Wunsch und schon da. Spielzeug? Was das Herz begehrt.
Wie erwartet wurde es bald LANGWEILIG.
Bald fand Adam sogar sich selbst langweilig und wollte ein anderer sein. Er stieg in sein Fass und kam neu geboren daraus hervor. Eva war entstanden. Auch ihr wurde jeder Wunsch erfüllt. Doch auch ihr wurde langweilig. Bald.
Erneut stieg sie ins Fass, sie teilte sich, sie wurde zu Adam UND Eva.
Klar, die Geschichte das Eva aus Adams Rippe entstanden ist, ist nicht ganz richtig.
Adam und Eva, Junge und Mädchen, das war spannend, was unterschiedliche Geschlechter alles miteinander anzufangen wissen, füllt schließlich heutzutage ganze Bibliotheken! So dauerte dieser Zustand dann auch tausendundeine Nacht. Aus dieser Epoche ist uns heute noch ein wichtiges literarisches Werk erhalten geblieben.
Doch sogar die raffinierteste Stellung, die ausgefeilteste Technik wurde irgendwann langweilig. Was also tun? Das Wunschfass erfüllte immer noch alle Wünsche. Adam wünschte sich mehr seinesgleichen. Es wurden interessante und komplexe Diskussionen möglich. Man diskutierte das Woher, Wohin und das Warum aus so vielen verschiedenen Richtungen das sich keine einzige Frage mehr abschließend beantworten ließ. Es wurden erste Regeln aufgestellt, man nannte sie "Zehn Gebote". Das Leben miteinander war immer noch recht harmonisch - aber zunehmend schon wieder langweilig.
Mittlerweile wusste niemand mehr, wer original Adam oder Eva war. Das war aber auch nicht verwunderlich, jeder Mensch, denn aus Adams Seinesgleichen waren Menschen geworden, war auch ein Splitter Adams.
Wer auf die Idee kam Uneinigkeit in die Welt zu bringen, ist egal, sie wurde einfach der Langeweile wegen erfunden. Ein durchschlagendes Erfolgskonzept. Weit über 90 Prozent der Geschichten, die man sich heute erzählt, handeln davon.
Es wurde zunehmend brutaler, weil auch die Geschichten über einfache Uneinigkeit fade wurden. Der Teufel wurde erfunden und die Regeln des Zusammenlebens wurden verfeinert und verkompliziert. Krankheiten und Kriege wurden eingeführt, neue Religionen erfunden. Die Gründe aus denen man sich hassen und bekämpfen konnte wurden zur höchsten Kunst. Bald wusste niemand mehr, worum es eigentlich ging. Lösungen wurden immer unwahrscheinlicher.
Wissenschaft kam irgendwann als Hoffnungsträger daher - und wurde rasend schnell pervertiert.
Alle Systeme versponnen sich zu einem undurchdringlichen Geflecht gegen das der gordische Knoten eine einfache Schlaufe gewesen ist. Und seine Farbe war schwarz. Nacht senkte sich am hellichten Tag über die Welt. Adam verlor seinen Einfluss auf die Geschehnisse. Die Fähigkeiten seines Wunschfasses reichten nicht mehr aus, das Durcheinander zu ordnen.
Wie jedes verwöhnte kleine Kind, das nicht bekommt was es will, verkroch er sich in eine ferne Ecke seines Universums und weinte bitterlich.
Dort fanden ihn irgendwann seine Eltern, holten ihn nach Hause und vernichteten das Wunschfass in einem schwarzen Loch.
Was sie nicht korrigieren konnten, auch sie nicht, war das entstandene Universum.
Sie machten es sich einfach, wie Götter so sind, sie verbannten es in eine weit entfernte Gegend ihres Reiches, versperrten alle Zugänge und verboten jedem, sich diesem Gebiet zu nähern.
Seither sind die Menschen mit ihrem Schicksal allein und hoffen, indem sie sich in immer gleichem Verhalten üben, ihre Probleme zu lösen und nicht länger diese unerträgliche Langeweile zu empfinden.
Januar 2016 Jürgen Reißig
Termine:
Künstlertreffen
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17.01.2025 19:00 Uhr
Thema: "50 Jahre KKü"
50 Jahre KKü
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am
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